Kapitel 12Der Kater schreckte auf, wie aus einem bösen Traum. Er blinzelte kurz um sich, bis sich seine Augen ans fahle Sternenlicht gewöhnte, welches durch den Eingang des Schülerbaus die Nester etwas erhellte. Um sich herum hörte er wie so oft in letzter Zeit das ruhige Atmen seiner Wurfgeschwister. Er sah ausserdem, das silberne Band leuchten und flimmern, welches er seit einem Mond immer beobachten konnte, wenn er mitten in der Nacht aufwachte. Er wusste, dass er sich nicht zu weit von dem Mondkreis entfernen konnte, weil er sich sonst wieder verlieren würde. er hatte ein paar Mal versucht, Qualmzeichen oder maisregen zu holen, einmal war er so verzweifelt gewesen, dass er selbst zu Schneestern in den Anführerbau spurten wollte, doch seine Gedanken hörten auf, sobald er nur ein paar Pfoten vor den Schülerbau setze. Er verstand nicht. Diese grausame, grau/lilafarbene Welt die ihn sonst umgab, in der er allein zu sein schien. Was war bloss mit ihm passiert? Und warum halfen ihm seine Geschwister nicht? Merkten sie denn nicht, dass er nicht da war? War er so unbedeutend? Und wie konnte es sein, dass er immer aus einer anderen Schlafposition erwachte? Hilflos blickte er wieder in die Runde. Er wusste schon dass er nach allen Seiten pfoten konnte, soviel er wollte, er würde sie nicht wecken können. Er sog den bekannten Geruch ein, der ihn zumindest wieder umgab. Die letzten Male, nachdem er alle Versuche aufgegeben hatte, befand er es für besser die Wenige zeit wo er wenigstens nicht allein war in der Kälte, alles zu geniessen solange er konnte, bis er wieder verschwand. Traurigkeit liess ihn nicht mehr los, sie war sein ständiger Begleiter geworden. Plötzlich sah er aus dem Augenwinkel ein Zucken. Sein blick schoss zu Hügelsilber. Bisher waren alle seine Wurfgefährten immer fast wie tot dagelegen. Er sprang auf und ging zu seinem Bruder. Als er ihn anstupste, flackerte das Band etwas und er spürte ein innerliches Ziehen. Da kam ihm eine Idee. Sie waren verbunden. vielleicht konnte er das Silver Bond benutzen, um Hügelsilber zu wecken! So sehr er konnte, stellte er sich vor, dass Hügelsilber die Augen aufmachen würde. Seine ganze Konzentration war auf ihn gerichtet, als ihm plötzlich eine Hitzewallung fast den Atem verschlug. Erschrocken öffnete er die Augen, die er fest zusammen gekniffen hatte, und stiess einen Freudenschrei aus. Hügelsilber blickte ihn aus verschlafenen Augen an. "Endlich! du bist wach!" Er leckte dem Bruder über das gestreifte Ohr, überglücklich, endlich jemanden der Andern erreicht zu haben. "Wie bin ich hier her gekommen? Wie sind wir nach hause gekommen? Mir tut jeder Muskel weh! Eichensilber? Wo warst du? Ich war so allein! Warum hast du mich nicht gesucht?" Wie vom Donner gerührt starrte Eichensilber seinen sonst ruhigeren Bruder unverwandt an. " An was erinnerst du dich?" Hügelsilber ächzte und stemmte sich mit sichtlicher Anstrengung auf die Pfoten. " Diese fremden Katzen, und Bärenstern wollte uns retten, und dann weiss ich auch nichts mehr, ich bin aufgewacht, und war alleine in einem lila farbenen Wald, der nach nichts riecht. Es war schrecklich!" Seine Ohren legten sich an vor Angst. Eichensilber schluckte. " Hügelsilber, das mit Bärenstern ist schon über einen Mond her, warst du kein einziges mal zurück in der Zeit? Warst du die ganze Zeit an dem schrecklichen Ort?" Der Bruder nickte nur verschreckt. " Ich kenne den Ort ich bin auch oft da, seit der Sache mit Bärenstern. Ich bin eigentlich fast immer da, aber manchmal in der Nacht, erwache ich wenn ihr alle anderen schlaft, und dann leuchtet unser band so wie jetzt. Aber ich kann nicht von euch weg und den Kreis verlassen, ohne dass ich an den dunklen Ort zurück komme und wieder warten muss. ich verstehe nicht was hier vor sich geht. Vielleicht geht es Treusilber und Habichtsilber auch so! Vielleicht sind wir alle irgendwie weg und doch hier? Aber ich verstehe es nicht." Er brach seinen Redeschwall abrupt ab, als ihm auf ein Mal schwindelig wurde. Die Hitze die er ausströmte wurde schwächer und das silberne band schien ebenfalls an Farbe und Leuchtkraft zu verlieren. Er sah, wie Hügelsilber ebenfalls kämpfte um bei Bewusstsein zu bleiben. "Ich glaube du musst mir helfen! Wir müssen uns auf unsere Mond Kraft konzentrieren!" Doch noch während er den Satz rauspresste, bemerkte er wie ein dunkler Nebel in seinen Kopf stieg. Bevor seine Augen erloschen, sah er noch, wie Hügelsilber langsam zu Boden sank und sich nicht mehr bewegte. Dann wurde er wieder von der einsamen Dunkelheit verschlungen, die er leider schon allzu gut kannte.
"Alle Katzen, welche alt genug sind, selber beute zu machen, sollen sich zu einer Clanversammlung einfinden." Bärenstern Stimme hallte kraftvoll durchs Lager, während er zusah, wie die Morgenpatrouille gerade von den Katzen im Lager zurück begrüsst wurde. Weissbüffel war von ihm gleich nach Sonnenaufgang informiert worden, dass er heute die zeremonien durchführen wollte, und hatte sich schon einmal darauf vorbereiten können. Sie war zeitig zur lagermitte gehumpelt auf ihren drei Beinen, damit sie nicht vor den Augen des ganzen Clans an ihren Platz gehen musste. Puma hatte ihr zwar versichert, dass keiner denken würde, dass sie schwach war, und alle wussten, wie tapfer sie den letzten Mond überstanden hatte im Heilerbau, doch Weissbüffels Stolz würde das nicht ertragen. Die weisse Katze suchte in den katzenpelzen nach Lachsflugs Augen. doch zu sehen bekam sie nur ein cremefarbenes Fell, welches sich sofort an ein getigertes schmiegte. Weissbüffel schaute weg. Sie war nicht blöd. Auch wenn sie im heilerbau eingesperrt war, und die lange Wunde an ihrem Hals ihr nicht viel Spielraum für Bewegung gab, solange sie nicht völlig verheilt war, bekam sie doch mit, dass ihre Gefährtin sie nicht mehr so oft besuchte wie zu beginn. Sie schien immer wichtigeres zu tun zu haben. Grillenpfote, die ihre Mentorin fast jeden Tag darüber aufklärte, wie sehr sie auch ohne sie Fortschritte machte beim Training, druckte immer ein wenig herum, wenn Weissbüffel nach ihr fragte. Aber heute war kein Platz für ihre Eifersucht auf den Kater, den man nun immer öfter an Lachsflugs Seite sah. Heute musste sie sich freuen. Auch für ihn. Von Puma wusste sie, dass Ocker eine gute Katze war, und sich gut anstellte im Clan. Trotzdem stach es sie, wenn sie zu den beiden hinüber sah. Die Katzen versammelten sich langsam. Sie konnte jetzt auch die Jungen von Lachsflug ausmachen. Kojotenpfote lief gerade mit Amselpfote zu ihrer Mutter, als Bergpfote zu ihnen stiess. Sie sahen alle etwas nervös aus. Es war ihnen nicht zu verübeln. Weisbüffel lächelte etwas. So etwas hatte sie bisher noch nie erlebt, auch nicht im wahren Clan. Auch wenn sie wusste, dass es bereits einzelne Ausnahmen wie diese gegeben hatte in früherer zeit. Doch dies waren immer Silver Bonds gewesen. Da endlich kam auch Grillenpfote an und setze sich an den äussersten Rand ihrer Geschwister, an den Platz, der am weitesten von ihrer Mutter entfernt war. Die zweite Anführerin sah, wie Lachsflug ihre Tochter näher zu sich rief, sichtlich stolz auf sie, doch Grillenpfote ignorierte dies einfach. Noch bevor die Kriegerin etwas sagen konnte, begann Bärenstern mit der Zeremonie. Mit einem Kribbeln im Bauch beobachtete die Weisse, wie Puma und Ocker in die Mitte der Clangefährten liefen. Ehrfürchtig blickten sie zu Bärenstern hoch.
"ich habe den Clan heute zusammengerufen, um diese beiden Katzen zu ehren. Sie haben beide hart an sich gearbeitet und die Gesetze der Clans gelernt. Sie haben Mut im Kampf bewiesen und ihr Können mehr als einmal zur Schau gestellt. Deswegen habe ich beschlossen, diese beide Katzen in den freien Clan aufzunehmen, und sie sollen als Zeichen unseres Respekts und im Angesicht des Sternenclans nun ihre Kriegernamen erhalten. Puma, du bist eine mutiges und kluge Katze und deinetwegen konnten wir uns auf den nahenden Feind einstellen. Deswegen sollst du von heute an Pumasprung heissen!"
Weissbüffel spürte das Glück in sich aufsteigen, als sie beobachtete, wie Bärenstern ihre Freundin zu einer vollwertigen Kriegerin erklärte. "Pumasprung, Pumasprung!" Die Katzen um sie herum schienen sich ebenso für die neue Kriegerin zu freuen, wie sie selber.
"Ocker, du hast deine Loyalität und grosse Einfühlsamkeit bewiesen und uns ist deine positive Neugier auf alles aufgefallen. Deswegen wirst du ab heute Ockerherz heissen! Der freie Clan heisst euch in seiner Mitte nun als vollwertige Krieger willkommen."
Alle Clankatzen riefen auch den Namen des neuen Kriegers laut aus, als der Blick der zweiten Anführerin unwillkürlich zu Lachsflug schweifte. deren Augen glitzerten vor Stolz und Freude, als sie in den Chor der Stimmen mit einfiel. Weissbüffel schaute schnell wieder weg, etwas gekränkt. Sie kannte diesen Blick. Er war sonst für sie und ihre Jungen bestimmt. Nicht für andere und schon gar nicht für fremde Katzen! doch die zweite Anführerin hatte nicht wirklich Zeit sich lange zu grämen, denn jetzt war es endlich so weit. Der Moment auf den sie eigentlich vor allem gewartet hatte, denn Bärenstern war noch nicht fertig mit seiner Ansprache. Sie sah Verwunderung in den Augen der meisten Clangefährten, als er Grillenpfote in die Mitte rief. Anscheinend wussten nur sie selber, Nebelkrähe, die im letzten Mond ihre Ausbildung mit übernommen hatte, seit wie im Heilerbau lag und Grillenpfotes Familie darüber Bescheid.
"Weissbüffel und Nebelkrähe, seid ihr davon überzeugt, dass eure Schülerin trotz ihres jungen Alters schon dazu bereit ist, ein Krieger zu werden?"
Weissbüffel platzte fast vor Stolz. Grillenpfote war erst zehn Monde alt, aber sie hatte sich so gut angestellt und war so viel weiter als ihre Wurfgefährten, dass sie gestern die Kriegerprüfung zusammen mit Nebelkrähe und Bärenstern hatte ablegen dürfen. "Ja das ist sie!" verlautete die zweite Anführerin und auch nebelkrähe bestätigte dies.
Bärenstern ergriff weiter das Wort: "Ich, Bärenstern, Anführer des freien Clans, rufe meine Kriegerahnen an und bitte sie, auf diese Schülerin herabzublicken. Sie hat hart trainiert, um euren edlen Gesetzen gehorchen zu können, und ich empfehle sie euch nun als Kriege/in.
Grillenpfote, versprichst du, das Gesetz der Krieger einzuhalten und den Clan zu beschützen und zu verteidigen, selbst mit deinem Leben?"
Grillenpfote schaute ruhig mit festen Blick zu ihm hoch und sagte laut und deutlich:" Ich verspreche es."
"Dann gebe ich dir mit der Kraft des SternenClans deinen Kriegernamen. Grillenpfote, von diesem Augenblick an wirst du Grillenschwinge heissen. Der SternenClan ehrt deinen Eifer und deine Entschlossenheit und wir heissen dich als vollwertigen Krieger im freien Clan willkommen."
Als der braun gescheckte Kater alle 3 Katzen mit der Nase berührte stimmten die Clangefährten in die Rufe ein, die nun Grillenschwinge zelebrierten. Weissbüffel beobachtete wie nach ihr alle Katzen des Clans den drei neuen Kriegern gratulierten. Sie fühlte sich zerrissen, als sie auch bemerkte, wie Grillenschwinge ihrer Mutter kaum Beachtung schenkte, und dafür zu ihr zurück lief. Weissbüffel schnurrte. " Und wie fühlt man sich als Kriegerin?" Die Augen der jungen Katze glänzten glücklich, doch sie setze sich hin und sagte ruhig. " Das werde ich dir in einem Mond sagen, wenn ich mich daran gewöhnt habe." Dann finden die beiden an zu lachen. "Ich finde es nur schade, dass Kojotenpfote und Bergpfote nicht mit mir zusammen Krieger werden konnten." Die zweite Anführerin leckte der frisch gebackenen Kriegerin tröstend übers Ohr. " keine Sorge, sie werden bestimmt in ein bis zwei Monden auch soweit sein. Du warst schon immer etwas besonderes. Du und Amselpfote." Die rot gescheckte drückte ihren Pelz an den Weissen und blickte sie dankbar an. " Ich habe viel dir zu verdanken, du hast mir alles beigebracht. Und ich freue mich darüber, das Amselpfote auch bald ihren Namen kriegen soll. Bärenstern hat es mir verraten. Federfall sagt, dass Amselpfote alles weiss, was sie ihr beibringen kann, allerdings ist Federfall auch selber nicht richtig ausgebildet worden. Aber sie sagte anscheinend, dass Amselpfote ein viel stärkeres band zum Sternenclan hätte als sie und es deswegen nur gerecht sei, ihr ihren Heilernamen zu geben beim nächsten Halbmond." Weissbüffel nickte nachdenklich. Sie hatte von Bärensterns und Federfalls Plänen gewusst, dass Amselpfote wohl die jüngste Heilerin aller Zeiten werden sollte. "Ich sagte ja, ihr seit besonders."
Treusilber kriegte kaum die Augen auseinander. in letzter Zeit hatte sie das Gefühl, manchmal müder zu sein, als vor dem Schlafen gehen wenn sie aufwachte. Träge gähnte sie und kämpfte sich auf die Pfoten. So schlimm war das Training doch nicht, auch wenn sie langsam das Gefühl kriegte, eine schlechte Kriegerin zu werden. Bei jedem einzelnen Training wurden sie und Habichtsilber von den anderen beiden Brüdern aus dem Weg geworfen wie welke Blätter. Warum waren sie plötzlich so viel besser' So langsam nervte es sie mit ihnen beiden trainieren zu müssen. Doch sie sah die Sonne aufgehen. Sie würde wohl besser ihre Wurfgefährten wecken, wenn sie keinen Ärger kriegen wollte. Sie stiess alle drei an. Doch keiner ihrer Brüder bewegte sich. Nicht mal ein Zucken eines Schnurrhaares, nichts. Ein Panikschub ging durch ihren Körper und rüttelte sie wach. Sie schüttelte einen nach dem anderen - nichts. Auch als sie aufjaulte, bewegte sich keiner. Ihr Kopf drehte sich plötzlich. Was sollte sie tun?!
@Stormprancer@Saraeg@Flammensturm@Himbeernase@Staren